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Puschkinabend auf Schloss Branitz bei Cottbus  am 14. Juni 2014

Das Deutsch-Russische Kulturforum Cottbus hatte die Puschkin–Gesellschaft zu einem gemeinsamen Programm eingeladen. Beide Seiten hatten sich darauf verständigt, dass Puschkins Frau und Muse Natalja Nikolajewna im Zentrum des literarisch-musikalischen Abends stehen sollte. Darüber hinaus hatte sich die Puschkin-Gesellschaft ausbedungen, im Kontext von Puschkins Leben und Werk auch seines wohl bedeutendsten Zeitgenossen, des Dichters Michail Lermontow, zu gedenken, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird.


Im ersten Teil des Programms sprach D. Stüdemann von der Deutschen Puschkin-Gesellschaft über "Puschkin und Lermontow: zwei Dichter, die Russland und Europa vereinen". Bernt Hahn, Mitglied der Gesellschaft und einer der bekanntesten Literatursprecher Deutschlands, und Shenja Vetlowa, eine der großen russischen Schauspielerinnen, lasen Puschkins an seine Frau gerichteten Gedichte "Madonna" und  "'s ist Zeit mein Lieb" sowie den Brief mit der Duellforderung an den Puschkins Frau nachstellenden George d'Anthes. Danach trugen sie Lermontows großes Gedicht "Der Tod des Dichters" ,unter dem Eindruck von Puschkins Tod geschrieben, vor sowie zwei weitere Gedichte dieses romantischen Dichters, die auch heute noch in den jedem Russen geläufigen literarischen Kanon gehören, "Die Wolke" und "Das weiße Segel".

Der zweite Teil des Abendprogramms gehörte dem Deutsch-Russischen Kulturforum Cottbus mit dem Titel "Erscheinung im Vorüberschweben - der reinen Schönheit Genius. Alexander Puschkin und seine Frau Natalja" . Texte Puschkins und seiner Zeitgenossen, in szenischen Bildern und Kostümen vorgetragen, begleitet von Irina Eppinger, Emin Mamedov und Slaven Cica, bekannten Musikern aus Cottbus, evozierten das Leben des Dichters und seiner Schicksalsmuse.


Das Programm bestach durch den Kontrast seiner beiden Teile: dem literarisch - künstlerisch - wissenschaftlichen Anspruch der Deutschen Puschkin-Gesellschaft und den sehr emotional verankerten "Lebenden Bildern ",wie sie Russen nicht nur im 19. Jahrhundert, sondern auch heute noch sehr lieben. Ein Kontrast, der um so reizvoller ist, als in ihm nicht untypische Varianten des Zugangs zu Poesie und ihren Schöpfern sichtbar werden. Spürbar wurde an diesem Abend, dass darin auch Elemente des Verstehens und der Anziehung zwischen Deutschen und Russen liegen.

Das Schloss Branitz war nicht nur Altersitz des Fürsten Pückler, sondern der umgebende Park auch die letzte große Schöpfung dieses bedeutenden Landschaftsgärtners. Der russische Dichter und der sächsische Standesherr teilten sich eine Gemeinsamkeit: die Bewunderung  für die berühmte Sopranistin Henriette Sontag. Im Juli 1830 gastierte sie im Moskauer Großen Theater mit einem Arienabend, Puschkin war unter den Zuhörern und nahm wenige Tage später teil an einem zu Ehren der Sängerin veranstalteten Empfang. Fürst Pückler hatte sich 1828 in London näher herangewagt und sie für sich einzunehmen versucht - vergeblich. Seine Bewunderung fand sichtbaren Ausdruck in einer vergoldeten Büste, die er inmitten einer Rosenlaube im Branitzer Park aufstellen ließ.

Ein Ausflug in das unweit gelegene Muskau, wo Pückler eine der bedeutendsten europäischen, von englischen Vorbildern inspirierten Parklandschaften gestaltet hatte, gab dem Besuch eine weitere kulturelle Dimension.

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